Abstract
Der Kunstdiskurs, der sie umschmeichelt, in schöne Worte kleidet oder gelehrt um ihre möglichst mannigfaltigen Bedeutungen streitet, verkennt und verschleiert – so die These – dass Kunstwerke selbst erstaunlich entschieden sind. Sie treffen, so sie gut und nicht bloß angenehm sind, ihre Betrachter_innen mit einer Erkenntnis, die gerade nicht diskursiv vermittelt ist, oft hart und mitten ins Gesicht, wie eine Beleidigung von unerwarteter Seite. Gilles Deleuze nannte diese Eigenschaft, perzeptiv und eben nicht funktionell oder konzeptuell, zu wirken und so das Chaos der Möglichkeit einzuhegen, etwas, das zum Denken zwingt. Ist diese Entschiedenheit nicht trotz, sondern aufgrund ihrer inhärenten Einseitigkeit attraktiv? Erklärt sie die der Kunst eigene Radikalität, welche Plessner als die „Verunendlichung einer Idee» charakterisierte? Der Artikel geht dieser Fährte nach und versucht eine Kritik an Umberto Ecos vielzitierter Rede von der „Offenheit der Kunstwerke» zu leisten.